Freiheitsindex 2024
Mehr Demokratiebildung wagen
Freiheit und Demokratie gehören untrennbar zusammen. Seit 2018 zeigt der Freiheitsindex des NEOS Lab, wie sich das Freiheitsgefühl in Österreich entwickelt. In der aktuellen Befragung sieht man auch: Eine deutliche Mehrheit wünscht sich mehr Demokratiebildung.

© U. J. Alexander/iStock
Der Freiheitsindex, den Foresight (zuvor SORA) seit 2018 im Auftrag des NEOS Lab erstellt, zeigt, wie sich das individuelle Freiheitsempfinden im Jahresverlauf entwickelt. So ist das Freiheitsempfinden 2024 gestiegen und mit jenem vor den Lockdowns seit 2020 vergleichbar. Teuerung und Inflation genauso wie soziale Integration, persönliche Wirksamkeit und das politische Vertrauen in die Politik haben sich von 2020 bis 2022 negativ auf das persönliche Freiheitsgefühl ausgewirkt.
Ein leichter Positivtrend lässt sich seit 2023 feststellen, auch wenn die Zeit der Polykrise, mit all den damit einhergehenden Problemen, noch immer nicht überstanden ist.
Mehr Bildung, mehr Freiheit
Wie der Freiheitsindex 2024 zeigt, fühlen sich formal höher gebildete und auch ältere Menschen freier. Eine große Rolle spielt hier das Gefühl, das eigene Leben nach den eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Und das ist wenig überraschend bei Menschen mit höherem Einkommen größer als bei Menschen mit einem niedrigeren.
Der Schlüssel zu Freiheitsgefühl bleibt damit nach wie vor eine gute Bildung und Ausbildung, weil sich damit dann auch das Gefühl nach Selbstwirksamkeit erhöht. Dieses beinhaltet die Zuversicht, mit dem eigenen Einkommen gut auskommenund sich in Österreich politisch frei äußern zu können. So hängt das Gefühl von freier Meinungsäußerung ebenfalls von Bildung und dem eigenen Einkommen ab. Gerade in Zeiten populistischer und antidemokratischer Strömungen ist der Schutz von Meinungsfreiheit, die klar von Hetze unterschieden werden muss, umso wichtiger.
Bessere Debattenkultur notwendig
Das Gefühl der freien politischen Meinungsäußerung ist im Freiheitsindex 2024 auffällig niedrig. Durchgeführt wurden die Befragungen zur Zeit der Nationalratswahl im Herbst 2024, als in ganz Europa rechtspopulistische Parteien Zugewinne machten.
Österreich braucht also eine bessere, gepflegte Debattenkultur, frei von populistischer Hetze. Denn nur 39 Prozent der Befragten haben das Gefühl, sich politisch frei äußern zu können. Dagegen meinen sogar 50 Prozent, da vorsichtig sein zu müssen.
Demokratiebildung stärkt Freiheit
Da laut den Ergebnissen nicht nur das obere ökonomische Drittel, sondern auch Männer stärker das Gefühl haben, sich politisch frei äußern zu können, sollte auch mit politischer Bildung so früh wie möglich begonnen werden. Demokratiebildung spielt dabei eine große Rolle. Das ist auch ein zentrales Ergebnis des Freiheitsindex 2024.
Eine klare Mehrheit spricht sich für die Einführung des verpflichtenden Fachs Demokratiebildung ab der Volksschule aus. Auch hier zeigt sich, dass sich besonders ältere und höher gebildete Menschen deutlich positiver dazu äußern als jüngere und sozioökonomisch schwächere.
Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass mit Demokratiebildung früher begonnen werden muss – sowohl auf den Faktor Zeit als auch auf den Faktor Alter bezogen. Denn gerade junge Menschen nutzen Social Media, wo sie laufend auf Desinformation, Fake News und Propaganda stoßen.
Angesichts rasanter Entwicklungen bei Digitalisierung sowie künstlicher Intelligenz ist eine entsprechende Medienkompetenz unerlässlich. Desinformation und Fake News, massenweise von Trollfabriken als Teil hybrider Kriegsführung produziert, können zwar nicht ausreichend unterbunden werden. Jedoch kann man beim persönlichen Umgang damit ansetzen, die individuelle Resilienz und folglich die Resilienz der demokratischen Gesellschaft zu stärken.
Erwartungen an die Bildungspolitik
Bei der repräsentativen Befragung zeigt sich ein hoher Stellenwert von Bildung und damit auch Bildungspolitik. Große Zustimmung besteht daher zu einer erhöhten Schulautonomie, zur zeitnahen Thematisierung neuer Entwicklungen wie u.a. künstlicher Intelligenz (KI), zur Einführung eines verpflichtenden Fachs Demokratiebildung ab der Volksschule und zu einheitlichen Qualitätskriterien im Kindergarten.
Was ist gute Bildung?
Auch die Erwartung an eine gute Bildung ist gemäß dem Freiheitsindex 2024 hoch. So ist die Mehrheit der Befragten der Meinung, dass eine gute Bildung sowohl auf das Leben vorbereiten als auch Inhalte vermitteln soll, mit denen man im eigenen Alltagsleben nicht unmittelbar in Berührung kommt, wie beispielsweise Kunst- und Kulturvermittlung als Teil der Allgemeinbildung. Auch hier zeigen sich Unterschiede bezogen auf Alter und sozioökonomische Situation. Je älter und besser situiert man ist, desto universalistischer denkt man Bildung. Dennoch lässt sich eine klare Zustimmung für eine facettenreiche Allgemeinbildung festmachen.
Mut zu Reformen
Zusammengefasst befürwortet die Mehrheit der Befragten, quer über Geschlecht und soziokönomische Situation hinweg die Stärkung von Bildungseinrichtungen und die Stärkung von Menschen in Sachen Bildung, Kompetenzen und demokratisches Wissen von klein auf bis zum Ableben.
Insgesamt bestätigen lässt sich daher, dass Mut zu Reformen auch in Zukunft das Freiheitsgefühl der Menschen in Österreich stärken kann. Denn gute Bildung ist eine zentrale Grundlage für die eigene Freiheit. Und diese wiederum ist die Basis für Demokratie. Genau daran erinnert der Internationale Tag der Demokratie, der im September begangen wird. In Zeiten steigender populistischer und antidemokratischer Tendenzen wie auch autokratischer sowie imperialistischer Interessen erscheint dies umso wichtiger.
Alle Ergebnisse und weiteren Informationen finden sich zum genaueren Nachlesen im Freiheitsindex 2024.